
Substitution von T3 (Trijodthyronin):
Wenn T3 (Trijodthyronin) substituiert wird, dann liegt es zunächst als ‚freies‘ – also biologisch wirksames – Hormon im Blut. Es entfaltet dann nicht nur die gewünschte Wirkung (z.B. die Aktivierung eines T3-Rezeptors im Herzen, der dafür sorgt, dass der Mensch wach und leistungsfähig ist), sondern auch die Hypophyse, die jetzt irrtümlich glaubt, dass die Schilddrüse zu viel T3 produziert. Konsequenterweise wird der TSH-Wert heruntergeregelt. Er ist dann erniedrigt und bei größerer T3-Menge sogar supprimiert.
Aber Achtung! Das geschieht am Morgen z.B. um 7 Uhr und nicht in der Nacht. Nach einiger Zeit (später Vormittag) ist FT3 im Blut nicht mehr artifiziell erhöht. – Die am Morgen besetzten Rezeptoren entfalten ihre ‚klassische‘ Wirkung. Am Abend sind sie nicht mehr aktiviert. Der Mensch wird müde und kann auch schlafen. (Bliebe die Wirkung konstant, wäre ein Einschlafen erheblich gestört.)
Wenn dann nach Mitternacht (um ca. 1 oder 2 Uhr) der TSH-Impuls für die Organisation der Schilddrüsenhormonfreisetzung durch die Schilddrüse von der Hypophyse erfolgt, dann ist die Hypophyse zu diesem Zeitpunkt nicht mehr supprimiert.
D.h. die Behauptung einer vollständigen Suppression von TSH ist falsch, denn diese Aussage gilt nur für den Zeitpunkt der Blutabnahme in den Morgenstunden. Durch die zirkadiane Regelung der Hypophyse bleibt der TSH-Wert am Tag erniedrigt, er wird erst nach Mitternacht wieder erhöht.
Völlig anders ist die Situation, wenn z.B. bei Morbus Basedow oder einer funktionell wirksamen Autonomie dauerhaft, also auch in der Nacht, T3 in den Körper geschleust wird. Jetzt ist die zirkadiane TSH-Ausschüttung tatsächlich behindert und supprimiert, und es entstehen unerwünschte und krank machende Wirkungen von T3.
Es ist nach meiner Meinung unprofessionell, wenn unterstellt wird, dass die Symptome und Folgen bei einem Morbus Basedow oder bei einer autonomen Stimulation der Thyreozyten auch bei einer Substitution mit T3 (in physiologischer Dosierung) eintreten würden.
Vor einer Substitution mit T3 muss also sichergestellt sein, dass keine Autonomie und keine immunogene Stimulation der Thyreozyten vorliegt: Hierbei ist es wichtig, dass auch ein ‚latenter‘ Morbus Basedow und eine ‚kompensierte‘ Autonomie ausgeschlossen werden, was im Einzelfall kompliziert sein kann.
Eine Szintigraphie wäre meist in der Lage, die Situation zu klären. Diese Indikation existiert aber nicht in den Leitlinien. Und ‚ärztliche Stellen‘ dürften mit einer derartigen Fragestellung überfordert sein.